Spar dich reich - die 7 SparsündenDas Team vom Biallo Verbraucherportal hat eine interessante Infografik mit dem Thema Spar dich reich – die 7 Sparsünden erstellt. Vorgestellt habe ich sie euch bereits im Artikel Infografiken aus der Finanzwelt.

Mehr oder weniger kann ich den Punkten zustimmen. Bei einigen Punkten bin ich gänzlich anderer Meinung und nicht immer treffen die Punkte auf jeden zu. Aber jeder sollte sich zumindest mal mit den 7 Sparsünden befassen um zu sehen, was beim eigenen privaten Vermögensaufbau noch optimiert werden kann. Ich habe mir die 7 Punkte etwas näher betrachtet und möchte sie gern kommentieren.

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Sparsünde 1: Sparstart hinauszögern

Sparsünde 1: Sparstart hinauszögern

Was mir gleich auffällt: Die Infografik soll ja als Information zur Altersversorgung gedacht sein. Ein für mich wichtiger Punkt (der hier völlig außer Acht gelassen wurde) ist die Erkenntnis darüber, wann brauche ich wie viel Geld im Alter. Erst wenn ich das weiß, kann ich beginnen mir meine Altersvorsorge so zu gestalten, dass das Geld am Ende auch tatsächlich reicht.

Daher sollte man vorab seine Rentenlücke berechnen und überlegen, für was man alles Geld brauchen wird. Viele denken, weil der Konsum im Alter nachlässt, braucht man weniger Geld als jetzt. Weit gefehlt, denn gleichzeitig steigen die Kosten im Gesundheitsbereich, für die Mobilität und natürlich auch für das Wohnen.

Zusätzlich muss auch die Inflation im Auge behalten werden. Denn 100.000,- Euro sind in 40 Jahren lange nicht mehr so viel Wert wie heute. Versucht mal herauszufinden was ihr euch vor 40 Jahren für heutige 100,- Euro hättet kaufen können und was es heute dafür gibt. Das sind leider nicht die gleichen Dinge.

Rechenbeispiel

Zum besseren Verständnis wurde ein Rechenbeispiel eingebunden. In 40 Jahren erreicht man bei einer Besparung von monatlich 75,- Euro und einer Rendite von 5% ein Endkapital von ca. 112.000,- Euro. Das mag vielleicht viel klingen, wird den meisten im Alter aber nicht ausreichen. Allenfalls für eine kleine private Zusatzrente wird es genügen.

Wie viel davon genau versteuert werden muss, steht heute noch in den Sternen. Dabei ist es für viele heute schon schwer, kontinuierlich 75,- Euro im Monat zu sparen. Und um eine 5% steuerbereinigte Rendite zu erreichen, muss man in der Regel selbst aktiv seine Geldanlagen managen. Einfach in einen Fonds einzahlen und nach 40 Jahren mit 5% Netto-Rendite aufwachen ist nicht ganz so einfach wie es aussieht. Und selbst wenn man es schaffen sollte, man kann nie sicher sein, dass einem die Politik in all den Jahren nicht weitere Steine in den Weg legt.

So könnten Freibeträge weiter gekürzt oder gar ganz abgeschafft werden. Das Vermögen oder die damit erzielbare Rente könnten weiter besteuert werden, Beiträge für Krankenkassen und andere Sozialabgaben könnten die Endsumme weiter schrumpfen lassen. Ja selbst die Kapitalertragssteuer wird garantiert erhöht werden, was zu einer deutlich geringeren Rendite führt.

Selbst wenn nur der Rentenbeginn ein paar Jahre nach hinten verlagert wird (auch das wird 100% kommen), entsteht eine neue riesige Finanzlücke. Aus diesen Gründen sollte man nicht nur früh genug mit dem Sparen beginnen, nein man sollte sogar deutlich mehr Geld ansparen, als man heute glaubt in 40 Jahren zu benötigen. Diese 1. Sparsünde ist im Grunde schon vollkommen richtig, denn je eher man anfängt zu sparen, desto effektiver ist der Zinseszins Effekt und umso weniger Eigenkapital muss man in all den Jahren aufwenden.

Sparsünde 2: Riester-Zulagen verschenken

Sparsünde 2: Riester-Zulagen verschenken

Riester Verträge sind immer so eine Sache. Es wird einem der Eindruck vermittelt, dass es sich hierbei um ein Highend-Finanzprodukt handelt, dass jeder haben sollte. Auch wenn der Staat großzügige Zuschüsse gibt, unterm Strich lohnt sich das Produkt nicht für jeden. Das ist meine ganz persönliche Meinung. Profitieren tun alle Geringverdiener und kinderreiche Familien. Besserverdienende und kinderarme Familien dagegen sollten einen Riester Abschluss gut überdenken. Warum?

Ganz einfach: Wer sehr gut verdient, für den ist die geforderte 4% jährliche Sparleistung ein zu großer Geldbetrag nur um die jährlichen 154,- Euro Riesterzulage zu bekommen.

Ein grobes Beispiel: Der jährlichen Einzahlung von 2.000,- Euro steht die Riesterzulage von 154,- Euro gegenüber. Zudem wird das gesamte Kapital in ein absolutes Garantie-Niedrigzinsprodukt angelegt. Es ist für mich schon ein riesiger Unterschied, ob ich selbst nur 300,- Euro oder 2.000,- Euro im Jahr aufwenden muss um die 154,- Euro vom Staat zu bekommen.

Wer wenig verdient und viele Kinder hat ist der Gewinner von Riester. Der Eigenbeitrag ist sehr gering und die Riesterzulage beträgt mehrere hundert Euro im Jahr. Die Besparung läuft sozusagen fast nur durch den Staat. Dann ist es auch fast schon egal, dass am Ende eine Verzinsung von unter 2% mit dem Produkt erzielt wird.

Meistens werden in den Finanzprospekten sehr hohe Renditen für Riester angegeben, weshalb die meisten Menschen den Finanzberatern die Riester-Produkte aus den Händen reißen. Dabei wird den Kunden die Zulage vom Staat als Rendite verkauft. Das Produkt selbst, also mit heraus gerechneter Riesterzulage, wirft dagegen kaum einen vernünftigen Zinsertrag ab. Also reine Produktkosmetik.

Nach der realen Verzinsung fragt aber niemand und die meisten Produktanbieter offerieren diese Zahlen auch erst gar nicht. Und wenn ihr jemanden trefft, der von seinem Riester schwärmt, dann entweder weil er wenig verdient und viele Kinder hat, weil er das Produkt nicht wirklich verstanden hat oder weil er es euch verkaufen will!

Weitere Hürden hat der Staat bei der späteren Verwendung des Riesterkapitals eingebaut. In der Zukunft hat man wenig Flexibilität was die Auszahlung und vor allem die nachgelagerte Besteuerung betrifft. Informiert euch über diese Punkte bitte VOR Vertragsabschluss!

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Sparsünde 3: Betriebliche Altersvorsorge nicht nutzen

Sparsünde 3: Betriebliche Altersvorsorge nicht nutzen

Auch bei diesem Punkt stellt sich mir die Frage, welche Rendite ergibt sich am Ende. Denn 4% des Bruttoeinkommens sind ja nicht wenig, vor allem wenn man an anderer Stelle auch noch etwas sparen will (Sparquote) oder muss (Riesterbesparung).

Und oft werden Anleger mit Steuersparmöglichkeiten gelockt. Gerade in solchen Fällen, sollte man sich immer die tatsächliche Endrendite ausrechnen lassen und einen Vergleich anstellen, wie viel Rendite mit herkömmlichem Vermögensaufbau erzielt werden würde. Es kann durchaus vorkommen, dass eine Direktversicherung, trotz Steuerbegünstigung und Entgeltumwandlung am Ende weniger abwirft als das Fondssparen oder der Kauf von Dividenden-Aktien.

Ich persönlich bin kein Freund von Vermögensaufbau mit Versicherungen, aber das muss am Ende jeder für sich selbst entscheiden. Die Frage die sich jeder stellen sollte: Möchte ich Geld ansparen oder mich versichern? Dazu muss die Rendite sowie die Abschluss- und laufenden Kosten ermittelt werden. Wenn die Rendite wie bei Riester minimal ist, dann macht das ganze keinen Sinn.

Sparsünde 4: Risikoabsicherung vernachlässigen

Sparsünde 4: Risikoabsicherung vernachlässigen

Diesem Punkt kann ich nur zustimmen, denn viele vergessen wirklich sich vernünftig abzusichern. Zum Thema Lebensversicherung habe ich euch bereits etliche Artikel geschrieben. Nutzt bitte die Suchfunktion oder geht in die Rubrik Artikelserien.

Mein Fazit: Mit einer Risikolebensversicherung könnt ihr euch deutlich besser absichern als mit einer Kapital(vernichtenden)-Lebensversicherung und gleichzeitig ein höheres und sicheres Endkapital ansparen. Wenn euch das Thema interessiert, dann müsst ihr unbedingt die Artikelserie Erstellung einer eigenen Lebensversicherung durch.

Der Punkt Haftpflichtversicherung sollte für jeden machbar sein. Die jährlichen Kosten für diese Versicherung sind sehr niedrig und die Absicherung ist sehr wichtig. Laut Wikipedia zahlt eine Haftpflichtversicherung dann, wenn man nicht schuldhaft einem Dritten einen Schaden zugefügt hat. Das kann zum einen schneller passieren als man denkt und zum anderen können dabei Kosten entstehen die man nicht in einem Leben abzahlen könnte.

Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung spielen das Alter sowie der Gesundheitszustand bei Vertragsabschluss eine große Rolle. Faustformel: Je jünger und nachweislich gesünder man ist, desto günstiger ist die Versicherung. Ratsam ist, dass Eltern bereits rechtzeitig für ihre gedankenlosen Kinder eine solche Versicherung abschließen.

Wessen Eltern das nicht getan haben oder wer in der Jugend keinen Sinn für einen Versicherungsabschluss gesehen hat oder wer mittlerweile mehrere nachweisliche Krankheiten hatte, der wird es heute schwer haben hier einen günstigen Einstieg zu finden. Entweder man bekommt eine Berufsunfähigkeitsversicherung die bisherige Krankheiten (Rücken, chronische Leiden usw.) ausschließt oder der vollumfängliche Versicherungsschutz ist nur mit höheren Kosten möglich.

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Sparsünde 5: mangelnde Flexibilität

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Die Auflistung ist gar nicht so verkehrt. In unserem Leben stehen wir immer wieder vor finanziellen Großereignissen. Die kommen geplant oder auch mal ungeplant auf uns zu. Im jeweiligen Moment konzentrieren wir uns auf die Situation und suchen eine finanzielle Lösung.

Neben diesen ganzen Einzelfällen, sollten wir aber frühzeitig an unseren finanziellen roten Faden denken. Denn das Ansparen für die private Altersvorsorge muss von Anfang an, neben all den anderen finanziellen Wünschen nebenher laufen. Die Frage sollte nie sein, Altersvorsorge oder finanzielles Großereignis?

Priorität hat immer der langfristige Vermögensaufbau. Egal in welchem Lebensabschnitt man sich befindet oder wie die finanzielle Situation eines jeden aussieht, oft ist es doch so, dass man planlos durchs Leben geht was den Vermögensaufbau angeht. In Zeiten wo man jung und ungebunden ist und ausreichend finanzielle Mittel hat, legt man nicht den Focus aufs Sparen fürs Alter.

Ging mir ja genauso damals. Wenn im reifen Alter viele finanziellen Belastungen aufs Gemüht drücken (Baufinanzierung, Job Unsicherheit, Familiengründung, Konsumkredite und viele andere), kommt erst der zündende Gedanke, jetzt was fürs Alter tun zu müssen. Wie bereits vorher in dieser Artikelserie beschrieben, der Zinseszins Effekt ist unser Freund und Helfer.

So richtig effektiv ist er aber erst je länger wir ihn nutzen. Und wer bereits in jungen Jahren kontinuierlich angefangen hat Teile seiner Einnahmen zu sparen, der hat es im späteren finanziellen Leben deutlich leichter. Erstens weil er all die Jahre nur kleine Sparraten leisten muss und zweitens muss er sich dadurch nie zwischen der Altersvorsorge und anderen finanziellen Wünschen entscheiden.

Sparsünde 6: Alles auf eine Karte setzen

Sparsünde 6: Alles auf eine Karte setzen

In einigen Blogs meiner Reich-werden-Kollegen kann man diesen Punkt sehr gut beobachten. Das Vermögen besteht zum Beispiel zu 80% aus einer beliehenen Immobilie und zu wenig Kapital was in andere Assets gestreut werden könnte. Andere wiederum versuchen schneller an ihr Ziel zukommen, indem sie mit allem was sie haben traden, hin und her springen oder sich nur auf zwei bis drei Aktien (Fonds) für den Vermögensaufbau konzentrieren.

Heute die Aktie und morgen gleich eine andere. Meistens steht auch nur ein kleiner Kapitalstock zur Verfügung, welcher innerhalb kürzester Zeit immer wieder verdoppelt werden muss. In der Theorie klingt das immer alles sehr einfach, aber in der Praxis kann dies sehr gefährlich sein. Dann zum Beispiel, wenn frisches Kapital aus Sparraten oder anderen Einnahmequellen vernachlässigt wird.

Dabei sind gerade in den Anfängen des Vermögensaufbaus die Spareinzahlungen die treibende Kraft. Erst mit wachsendem Kapitalstock beginnt das Vermögen durch Zinsen und Erträge wie von selbst zu wachsen. Und ja, leider gehören auch langweilige Unternehmen und Finanzprodukte ins Portfolio. Denn diese fangen das Depot auf, wenn bestimmte Bereiche mal schlecht performen und schützen das Depot davor zu viel Geld in andere risikovollere Geldanlagen zu investieren.

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Sparsünde 7: Wertpapiere ständig umschichten

Sparsünde 7: Wertpapiere ständig umschichten

Diesen Punkt muss man differenziert betrachten. Unterschreiben würde ich ihn, wenn jemand zu seinem Bank- oder Versicherungsberater geht, dort Summe X auf den Tisch legt und sagt „mach was draus, leg mein Geld gut an“. Wenn der Berater dann alle halbe Jahre anruft und sagt, dass er ein ganz tolles neues Produkt hat und das Geld aus Anlage A nach B schiebt, dann gilt auch der Spruch: Hin und Her macht Tasche leer.

In der kleinen Artikelserie Machen viele kleine Gewinne überhaupt Sinn? habe ich euch bereits gezeigt, dass man mit vielen kleinen Gewinntrades auch ans Ziel kommt.

Wenn man den Großteil seines Depots mit Stopporders absichert, kommt es häufig vor, dass man aus div. Depotpositionen herausgespült wird. Das macht aber nichts, es sichert das gesamte Depot ab. Zu einem späteren Zeitpunkt kann man dann wieder günstig in diese Werte einsteigen. Wer sein Depot so absichert, das Kapital durch Erträge und Sparraten weiter ansteigt der muss keine Angst haben durch ständiges hin und her Geld zu verlieren.

Dies waren nun meine Gedanken zu den 7 Sparsünden vom Biallo Finanzdienst. Die vollständige Grafik könnt ihr euch auch herunterladen und an den Kühlschrank oder ins Büro hängen. Wer noch am Anfang seines Vermögensaufbaus steht und die 7 Sparsünden öfter als Erinnerungsstütze braucht, der kann sich die Grafik auch seitlich am Monitor befestigen. Mit der Zeit sollten die Punkte verinnerlicht werden und man kommt ohne die Erinnerung aus.

Welche Sparsünden gibt es eurer Meinung noch die hier nicht aufgelistet wurden?