Finanzen im Blick – aber wie? Heute erscheint wieder ein neuer Gastartikel zum Thema private Finanzen. Mein Finanzblog steht übrigens allen Lesern offen, die gern ihre eigenen Finanzartikel zu Dividenden, Dividendenstrategie oder ähnlich passende Artikel veröffentlichen möchten. Wer Interesse hat, sollte grundsätzlich eine gewisse Erfahrung im Erstellen von Texten haben und über einen angenehmen Schreibstil verfügen. Bei Fragen oder Ideen schreibt mir gern. Als Dankeschön winken euch Freimonate beim Dividenden-Alarm. Einer der letzten Gastartikel wurde von Sergej geschrieben. Er hat uns dort sein Kontenmodell vorgestellt. Den Artikel Kontenmodell zur Strukturierung deiner Geldflüsse findest du hier.

Ein weiterer Gastautor ist Carsten. Er betreibt den Instagram Kanal Finanzschlabbe. Er schreibte bisher hier im Blog von seinen ersten Schritten an der Börse, wie er sofort Schiffbruch erlitt, sich innerhalb kurzer Zeit Regeln aufgestellt hat und nun konsequent eine eigene Strategie verfolgt. Im heutigen Artikel beschreibt er uns, wie er seine Finanzen im Überblick behält.

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Liebe Blogleser,

in meinem letzten Gastartikel habe ich unseren Plan mit Dividendenaktien für die nächsten 20 Jahre beschrieben. In diesem Beitrag möchte ich näher auf die Aufzeichnungen rund um unsere Finanzen und die Verteilung auf verschiedene Konten eingehen.

Schon lange habe ich unsere Einnahmen und vor allem unsere Ausgaben in den Blick genommen. Wie schon im ersten Beitrag angesprochen sind wir allerdings weit vom Frugalismus entfernt, das bedeutet aber nicht, dass wir uns nicht bewusst mit unserem Geld auseinandersetzen.

Struktur und Disziplin

Gerade für so ein langfristiges Projekt über 20 Jahre hinweg braucht man nicht nur Planung, sondern auch Struktur sowie Disziplin. Ich investiere ausschließlich Geld an der Börse, welches wir langfristig nicht benötigen. Aber wie kann man diese Beträge ermitteln und über einen bestimmten Zeitraum hinweg auch planen? Schließlich soll eine defekte Waschmaschine, eine Heizungsreparatur oder eine Kfz-Werkstatt nicht unseren Plan ruinieren können.

Wenn Du langfristig investieren möchtest, kommst Du deshalb nach meiner Meinung an einer guten Dokumentation Deiner Finanzen nicht vorbei. Die konkrete Art und Weise ist dabei gar nicht so entscheidend. Letztlich tut es auch das gute alte handschriftlich geführte Haushaltsbuch, wie es vor 30 Jahren schon meine Mutter geführt hat. Wichtig ist meines Erachtens, dass Du ausnahmslos alle Einnahmen sowie Ausgaben festhältst, um sie in den Blick nehmen zu können.

Unterschiedliche Modelle

Hier im Blog von Alex sind verschiedene Vorgehensweisen beschrieben:

So hat beispielweise der Blogleser Sergej seinen Ansatz mit einem Kontenmodell vorgestellt. In einem Gastbeitrag schildert er die Vorgehensweise zur systematischen Strukturierung seiner Geldflüsse.

In dem Beitrag Meine Haushaltsbuch App – Der FinanzManager von LexWare stellt Alex eine App-basierte Lösung für sein Haushaltsbuch, das er bis dato ebenfalls auf Excel-Basis geführt hatte, vor. Dabei werden viele moderne Vorzüge der Applikation vorgestellt, bspw. für Buchungen auf einzelnen Konten, welche eine Dokumentation auf Office-Basis in der Form gar nicht leisten kann. Wer eine Affinität für einen umfassend digitalen Ansatz hat, sollte sich unbedingt diesen Erfahrungsbericht von Alex durchsehen. Im Ergebnis ist es eine ganzheitliche Lösung für das Tracking an sich und dessen praktische Umsetzung.

Letztlich sind die Kontrolle und Strukturierung der eigenen Finanzen eine individuelle Angelegenheit. Oftmals gibt es besondere Gegebenheiten, die nicht für jeden pauschaliert werden können. Allerdings finde ich die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Modellen spannend, da man immer wieder Aspekte entdecken kann, die man so bislang noch gar nicht im Blick hatte. Daher möchte ich euch in diesem Beitrag unser Vorgehen vorstellen, welches sich über die letzten Jahre immer weiterentwickelt hat und im Ergebnis dadurch immer mehr verfeinert hat.

Finanzen im Blick à la Finanzschlabbe

Aktuell nutze ich vier verschiedene Übersichten mit denen ich alle unsere Einnahmen und Ausgaben erfasse und überwache. Mit Hilfe von Daueraufträgen und Einzugsermächtigungen bilden wir das insgesamt mit fünf Bankkonten ab. Die Struktur mit den unterschiedlichen Bankkonten ist allerdings auch über die Jahre gewachsen und lässt sich mit Sicherheit schlanker abbilden. Da uns aber alle keine Kosten verursachen und online unproblematisch geführt werden können, habe ich mir bislang keinen Umstrukturierungsaufwand mehr gemacht. In dem Beitrag werde ich dies allerdings nicht weiter vertiefen, da das nach meiner bisherigen Erfahrung inzwischen auch einfacher umgesetzt werden könnte. Im Ergebnis sind es zwei Gehaltskonten und drei unterschiedliche Ausgabekonten (je nach meiner Unterscheidung; dazu gleich mehr).

Vier Übersichten meiner Finanzen

In Excel pflege ich derzeit vier unterschiedliche Tabellen. Dazu gehören:

  1. Monatliche Einnahmen und Ausgaben
  2. Unregelmäßige Ausgaben
  3. Finanzen gesamt
  4. Planungen Folgejahre

Grundsätzlich unterscheide ich nach zeitlicher Häufigkeit der Zu- und Abflüsse. Also monatlich, quartalsweise, halbjährlich oder jährlich.

Monatliche Einnahmen und Ausgaben

In der ersten Übersicht finden sich alle monatlich wiederkehrenden Einnahmen und Ausgaben. Dabei werden für unregelmäßigen (im Sinn von nicht monatlich) Ausgaben „pauschale Ansätze“ abgebildet. Die Kategorie unregelmäßige Ausgaben soll alle Aufwendungen eines Jahres erfassen. Dazu später mehr.

Für die Monatsübersicht bedeutet das konkret:

  • Auf der Einnahmenseite:
    • Die Gehälter von mir und meiner Frau, sowie das Kindergeld.
  • Auf der Ausgabenseite:
    • Monatliche Belastungen (Kreditrate Haus, Rate für weiteren Kredit, Krankenversicherung, Riester-BSV, Strom, Gas, PayTV, Telefon und Internet, Zeitung, Verträge für Mobiltelefone, Haushaltsreinigung und Kinderbetreuung),
    • Pauschale für das Haushaltskonto (einkaufen (Essen, Getränke sowie Drogerieartikel), tanken und Arzneimittel etc.),
    • Pauschale für unregelmäßige Ausgaben (ermittelt mit Übersicht 2),
    • Pauschale für frei verfügbares Geld (also bspw. Essen gehen in der Mittagspause oder für Freizeitaktivitäten)
    • Restbetrag (wird mit Übersicht 3 verplant).

Die Pauschale für das Haushaltskonto basiert auf Erfahrungswerten. Diese kontrolliere ich immer wieder, indem ich die Ausgaben für Essen, Drogerieartikel und tanken über bspw. 8 bis 12 Wochen genau aufzeichne. Davon ausgehend bilde ich einen Durchschnitt, der monatlich auf unser Haushaltskonto überwiesen wird. Je nachdem wer von uns einkaufen oder tanken geht nutzt dann die entsprechende Karte des Haushaltskontos.

Den Betrag für die unregelmäßigen Ausgaben ermittele ich mit einer eigenen Übersicht (vgl. weiter unten).

Der Ansatz für das frei verfügbare Geld basiert ebenfalls auf unseren Erfahrungswerten und Wünschen. So können meine Frau und ich jeweils über entsprechende Gelder bei unseren Freizeitaktivitäten verfügen.

Aus der Differenz aller Einnahmen und Ausgaben ergibt sich ein Restbetrag, den ich mit der Übersicht 3 weiter verplane.

Unregelmäßige Ausgaben

Mit dieser Kategorie sollen alle jährlich wiederkehrenden Ausgaben erfasst werden, die nicht monatlich anfallen. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Ausgaben alle drei, sechs oder zwölf Monate anfallen.

Dazu gehören u.a.:

  • Versicherungsbeiträge,
  • Beiträge für Wasser, Abwasser, Straßenreinigung, Müll, Heizungswartung, Schornsteinfeger, Grundsteuer, GEZ, parken,
  • Mitgliedsbeiträge (bspw. Dividendenalarm J),
  • Kfz-Steuer,
  • Eigenbeteiligung Krankheitskosten und
  • Pauschalen für Kfz-Kosten (Wartung, Reparatur etc.) und Geschenke.

Aus der Summe all dieser Ausgaben bilde ich einen Monatsdurchschnitt. Den entsprechenden Betrag überweisen wir monatlich auf ein Unterkonto des Haushaltskontos. Die meisten Zahlungen werden über das Jahr verteilt dabei durch Einzugsermächtigungen abgewickelt.

Dadurch können uns größere Einmalzahlungen, die gerne auch vermehrt in einzelnen Monaten anfallen, nicht „unvorhergesehen“ ein Loch reißen. Vielmehr werden über das ganze Jahr bereits alle Ausgaben monatlich abgebildet.

Finanzen gesamt

Damit kommen wir zur letzten Übersicht für ein laufendes Jahr. Die vierte Übersicht dient nämlich der Planung von Folgejahren, also unabhängig vom aktuellen Kalenderjahr.

Mit den ersten beiden Übersichten werden im Prinzip alle planmäßigen und wiederkehrenden Einnahmen und Ausgaben erfasst. Darüber hinaus gibt es aber Einnahmen und Ausgaben die „außerplanmäßig“ von Jahr zu Jahr anfallen.

Auch hier gestaltet sich die Einnahmeseite relativ kurz. Für schriftstellerische Tätigkeiten erhalte ich Zahlungen und an dieser Stelle erfasse ich ebenfalls unsere Steuererstattungen aus der Einkommensteuererklärung. Darüber hinaus rechne ich den verbleibenden Saldo (s.o. Restbetrag aus Übersicht 1 – monatliche Einnahmen und Ausgaben) für das Kalenderjahr hoch.

Ausgehend von dieser Summe ziehe ich verschiedene „außerplanmäßige“ Ausgaben ab. Was dazugehört veranschaulichen am besten einige Beispiele aus 2019 und für 2020:

  • Beträge für Urlaube, für Sondertilgungen beim Hauskredit, für diverse Anschaffungen und für eine Rücklage für Aufwendungen im Zusammenhang mit unserem Haus
  • Cash für Aktienkäufe (wichtiger Bestandteil unserer Strategie)
  • Geld für Klamotteneinkäufe (der gesamten Familie) – „Chef“ dieser Position ist meine Frau. Ihr enger Verbündeter und gleichzeitige mein größter „Feind“ ist ein Versandhändler dessen Name gleichlautend mit dem Vornamen von Herrn Waalkes ist J

Zwischenfazit:

Mit diesen drei Übersichten erfasse ich im Prinzip alle uns betreffenden Einnahmen und Ausgaben. Damit verschaffe ich mir ein umfassendes Bild unserer Finanzen. Sie dienen mir als Grundlage die bestehenden Verhältnisse zu bewerten. Dadurch kann ich unsere Verträge regelmäßig mit aktuellen Angeboten vergleichen und aktiv unsere Ausgabenseite positiv beeinflussen.

So nutze ich in einigen Bereichen, wie Strom, Gas oder die Kfz-Versicherung, regelmäßig Wechselmöglichkeiten. Oder ich kündige nicht mehr benötigte Verträge oder stelle mir immer mal wieder die Frage “Brauchen wir das?“.

Ohne diese Aufzeichnungen kann ich mir keine Steuerung unserer Finanzen vorstellen. Entscheidend finde ich wie gesagt an dieser Stelle nicht das wie, sondern die Tatsache, dass ausnahmslos alle Geldflüsse erfasst sind. Dann kann man sie strukturieren, bewerten und ggfls. neu ausrichten.

Bei dem Ansatz von Pauschalen runde ich grundsätzlich auf. Denn eines kann ich Dir nach mehrjähriger Erfahrung versprechen, es fallen immer mal wieder Ausgaben an, die Du selbst bei größter Gründlichkeit nicht auf dem Schirm hattest. In diesen Fällen bin ich froh, wenn ich an anderer Stelle durch großzügiges Aufrunden Puffer habe. Dadurch konnte ich in der Vergangenheit Unvorhergesehenes gut ausgleichen ohne vom eigentlichen Kurs abzukommen. Und wenn die Puffer nicht benötigt werden, freust Du dich über weiteren Handlungsspielraum.

Planung Folgejahre

Last but not least kommen wir damit zu unserer “Planungsübersicht“. In der zeitlichen Entwicklung kam diese Übersicht zuletzt hinzu. Ursächlich waren eigentlich meine Überlegungen für unseren langfristigen Plan mit Dividendenaktien. Ich versuchte mich nämlich der Frage zu nähern, welchen Betrag wir in den nächsten Jahren jährlich bzw. monatlich in Aktien investieren werden können.

Damit konnte ich unsere Dividendenerträge unter den in meinem ersten Gastartikel genannten Prämissen berechnen.

Die Planungsübersicht entspricht eigentlich der dritten Übersicht „Finanzen gesamt“. Nur eben für die folgenden Jahre. Die Einnahmeseite (also der Restbetrag aus Übersicht 1) verändert sich bei uns in einem gut kalkulierbaren Maß. Letztlich handelt es sich dabei um Gehaltssteigerungen oder sofern eine Reduzierung der Arbeitszeit anstehen sollte um entsprechende Reduzierungen. Auf der Ausgabenseite sind auch viele bekannte Positionen. Dazu gehören Urlaube, Sondertilgungen oder größere Anschaffungen. Wenn also absehbar ist, dass bspw. neue Gartenmöbel angeschafft werden oder gar irgendwann ein Autokauf ansteht, dann plane ich das perspektivisch ein. Wichtig ist mir dabei, dass ich unsere für Aktienkäufe eingeplante Cashquote erfülle.

Sollte dabei eine Kaufphase länger auf sich warten und sich deshalb am Depot nichts verändern, kann ich den Beitrag von Alex über die theoretische Gesamtdividende empfehlen. Darin zeigt er auf, wie man unter Berücksichtigung seines Cash-Bestandes seine theoretisch möglichen Gesamtdividenden ermitteln kann.

Wie organisierst Du Deine Finanzen ?

Also wenn Du mich fragst, ist Planung die halbe Miete. Anschließend muss man sie nur noch bestmöglich einhalten!

Wie gehst Du dabei vor? Bildest Du auch unterschiedliche Kategorien oder basieren die Entscheidungen für bestimmte Investmentsummen eher auf Erfahrungswerten? Arbeitest Du lieber mit Office oder bevorzugst Du vielmehr ganzheitliche Lösungen?

Ich freue mich über jedes Feedback. Gerne kannst Du hier einen Kommentar hinterlassen oder mir auf Instagram schreiben.

Viele Grüße

Carsten