Artikel 2 von 5 der Artikelserie: Kunde, Mitarbeiter oder Aktionär

Nach einem Blick auf die Kunden eines Unternehmens, schauen wir heute wie es den Mitarbeitern ergeht.

Wer auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz ist, der wälzt Zeitungen und durchsucht das Internet nach dem Unternehmen, was einem am ehesten die gesuchte Stelle inkl. passender Honorierung anbietet. Die Einstiegshürden sind laut Stellenanzeige in der Regel immer sehr hoch angesetzt und die Rahmenbedingungen im jeweiligen Unternehmen kann man häufig nicht beurteilen.

Man telefoniert, bewirbt sich viel und trifft immer wieder auf nette und zuvorkommende Menschen, welche einem das Gefühl vermitteln genau die richtige Person zum richtigen Zeitpunkt zu sein. Man bekommt immer mehr Lust bei genau diesem Unternehmen zu arbeiten. Alles scheint perfekt zu sein, endlich wird man gebraucht.

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Die Lage der Arbeitsstätte, das Gehalt, die Arbeitszeit und auch die tariflichen Rahmenbedingungen stimmen. Nun ist das Unternehmen an der Reihe, vergibt es eine Zusage oder nicht.

Oft wissen Unternehmen bereits nach einer ersten Sondierung ob ein Kandidat in Frage kommt. Wenn nicht, dann endet hier die bisher zuvorkommende und bemühte Zusammenarbeit während des Bewerbungsprozesses.

Ab jetzt würden dem Unternehmen nur unnötige Kosten entstehen, verursacht durch eine Person die nicht im Unternehmen beschäftigt ist und auch keine Aussicht darauf hat. Wie erkennt man ein solches Verhalten? Indem man seine Gesprächspartner nicht oder nur noch schlecht erreicht, Bewerbungsunterlagen nicht zurückkommen und man kein ehrliches Feedback erhält.

Wird man allerdings eingestellt, kommt die Erfahrung wie Unternehmen wirklich zu ihren Mitarbeitern sind, erst zu einem späteren Zeitpunkt. Die ersten Wochen und Monate im neuen Job sind vielseitig. Man wird durch verschiedene Mitarbeiter eingelernt und besucht Schulungen, mit dem Ziel selbständig seine Arbeit erledigen zu können. Mit der Zeit wird aber schnell klar, dass auch in diesem Unternehmen nicht alles Gold ist was glänzt.

Von einem Mitarbeiter wird mehr gefordert, als er erwarten darfDie rosaroten Zeiten sind spätestens dann vorbei, wenn man persönlich Kritik erfährt die unsachlich und vor allem unberechtigt ist, die Stimmung unter den Kollegen einfach nur schlecht ist, Vorgesetzte weder von ihrem Fach noch von Führung Ahnung haben und wenn die Geschäftsleitung Vereinbarungen in Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen trifft, die nur darauf abzielen Geld auf Kosten der Mitarbeiter zu sparen.

Mit jeder Umstrukturierung und Neuorganisation des Unternehmens ziehen Arbeitsstätten in billigere Gebäude in schlechtere Gegenden um, der eigene Arbeitsbereich wird immer kleiner (mehr Mitarbeiter je Fläche), die Ausstattung des Arbeitsplatzes verliert immer mehr an Hochwertigkeit bis hin zu billigen Klump.

Nichts darf mehr etwas Kosten. Soziale Nebenleistungen werden immer weiter gekürzt, Kündigungen werden ausgesprochen oder Mitarbeiter werden durch immer schlechter werdende Rahmenbedingungen zur Aufgabe (Selbstkündigung) getrieben.

Mitarbeiter die das Unternehmen verlassen, werden kaum noch durch neue Mitarbeiter ersetzt. Dadurch erhöht sich automatisch die Arbeitsbelastung, durch starken Termin- und Leistungsdruck, bei den verbliebenen Mitarbeitern. Durch steigenden Stress am Arbeitsplatz, fühlt sich mittlerweile jeder zweite Arbeitnehmer im Job überfordert.

Das geht soweit bis man selbst demotiviert ist und in Frage stellt, was das alles hier noch soll. Die immer weiter wachsenden Erwartungen des Unternehmens will man nicht mehr erfüllen. Eigenständiges Denken ist immer weniger gefragt, es geht oft nur noch um Prozesse, Bürokratie, Kostenreduzierung und Kontrolle.

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Ein Unternehmen erwartet von seinen Mitarbeitern hohe Anpassungsfähigkeit und Loyalität. Eigenes Denken oder die eigene Meinung sind nur zweit- oder drittrangig. Was zählt ist allein die Erwartungshaltung des Unternehmens.

Die Anforderungen an die Mitarbeiter werden immer weiter erhöht und die Annehmlichkeiten immer weiter zurückgefahren. Als Mitarbeiter muss man sich überlegen, in wie weit man da mitmachen will, denn der Nachfolger steht meist schon in den Startlöchern. Meist zu deutlich niedrigeren Einstiegskonditionen.

Ziel der Unternehmen: Senkung der Lohnkosten bei steigender Produktivität. Das muss man immer im Hinterkopf behalten, denn die Arbeitkosten in Deutschland sind ein Drittel teurer als im EU-Durchschnitt!

Ein Arbeitnehmer der den Blick in die Zukunft richtet, hat es nicht leicht. Er muss immer mehr leisten, zu immer schlechter werdenden Konditionen und Rahmenbedingungen. Auch hier trifft man wieder auf das Hamsterrad. Wer nicht mitzieht, fällt hinten runter. Mit fortgeschrittenem Alter wird die Suche nach einem alternativen Job zudem nicht besser. Der Kreislauf beginnt von vorn.

Im nächsten Artikel beschreibe ich die Situation als Aktionär. Sicherlich läuft hier alles daraufhin, dass dies die beste Alternative zu den beiden vorangegangenen Positionen, aber auch der Aktionär hat es nicht leicht.